AUF DER KARTE ANZEIGEN

KLEINTETTAU

FILIGRANES FUNKELN

Wo sich einst DDR und BRD kleinteilig teilten, lässt sich heute feinste Glaskunst aus vier Jahrtausenden bestaunen.

Es glitzert und funkelt, Licht bricht vielfach in Kristall – nein, es ist nicht etwa Winter im Thüringer Wald, so sieht es ganzjährig im Europäischen Flakonglasmuseum aus. In Kleintettau kreuzt der Rennsteig mehrfach die Grenze zwischen Thüringen und Bayern. Der ‚Kleintettauer Zipfel‘ gilt als eine der vielen Absurditäten der deutsch-deutschen Geschichte: Drei Häuser am Ortsrand gehörten einst zum thüringischen Kleinlichtenhain und lagen, obwohl DDR-Gebiet, weit vor der Grenzbefestigung. Der oberfränkische Ort ist ein Zentrum der Glasindustrie, und weil die örtlichen Kräuterkundigen europaweit mit Ölen und Salben handelten, stellten die Glasmacher*innen im Thüringer Wald und im Frankenwald früh nicht nur Trinkgefäße und Flachglas her, sondern auch stabile wie ästhetisch ansprechende Flakons. Wie sich Herstellung und Aussehen dieser feinen Fläschchen über die Jahrhunderte verändert haben, lässt das Museum nachvollziehen. Die Zeitreise beginnt im antiken Mittelmeerraum, aber die Höhepunkte der Sammlung sind sicher die ikonischen Parfümflakons des 20. Jahrhunderts: Ob ‚Chanel No. 5‘ oder 4711, es gibt ein Wiedersehen mit den großen Klassikern. Eine neue Dauerausstellung lässt dazu die Parfümindustrie der DDR wiederauferstehen. Und wer genug von Geschichte hat, kann einfach eine Tür weitergehen: Durch die Angliederung an die Firma Heinz-Glas, die heute Flakons für internationale Marken herstellt, ist es den Besucher*innen möglich, selbst in der Schaufabrik zu bewundern, welch präzise Arbeit hinter dem filigranen Funkeln steckt.

Weitere Routen